Karl Nagel, Johannes Timmermann, Klaus Heinemann, Helmut Klare,
Erhard Fischer, Wilhelm Waldeyer und Paul Gocke an der ehemaligen
innerdeutschen Grenze.

Im vorigen Jahr haben wir erstmalig einen Wochenendausflug in den Südharz unternommen. In diesem Jahr fand dieser Ausflug am 24.und 25. August 2011 statt. Unter der Planung und Regie von Erhard Fischer starteten am Morgen des 24. August die Teilnehmer Willi Waldeyer, Helmut Klare, Karl Nagel, Johannes Timmermann, Paul Gocke und Klaus Heinemann, um 07.30 Uhr mit einem Bulli von Frank Eikenberg in Richtung der ehemaligen innerdeutschen Grenze ins Thüringer Land.

 

Wir erreichten gegen 09.00 Uhr unser erstes Ziel und zwar das Grenzlandmuseum bei Teistungen. Bevor wir uns über Details der Grenze, der Bestigungsanlagen und der Schicksale der betroffenden Menschen informierten, wanderten wir bei warmen Sommerwetter etwa 5 km, entlang der noch teilweise vorhandenen Grenzanlagen (Beobachtungstürme, Grenzzäune, sog. „Todesstreifen). Man hat bewußt einen Teil der Anlagen stehen lassen, teils restauriert, um den nachfolgenden Generationen anschaulich diese, mit Tötungsanlagen bestückte Grenze näher zu bringen und zu demonstrieren, wie unmenschlich und menschenverachtend dass System der DDR die eigenen Bürger unterdrückt hat.
Dieser unbewirtschaftete Grenzstreifen von fast 100 m Breite ist im positiven Sinne auch wieder ein Rückzugsort für Flora und Fauna, die sich hier ungehindert entfalten kann.
Das bereits erwähnte Grenzlandmuseum ist von den Ländern Niedersachsen und Thüringen errichtet und stellt sehr anschaulich alle Epochen dieser Grenzentwicklung, die Trennung der beiden deutschen Staaten dar. Es wird dargestellt, wie immer intensiver und immer gefahrenträchtiger die Grenzanlagen ausgebaut wurden. Trennung der Familien, zwangsweise Umsiedlung von Bürgern aus den grenznahen Orten, 5 km Streifen. Informiert wird auch über das politische System der Bespitzelung und Denunzierung der Bürger vom Kindesalter über den Beruf und den Familien. Die Mangelversorgung und die Unfreiheit in Wort und Bild.

Das Grenzlandmuseum in Teistungen.

Gezeigt wird auch der stetige Widerstand der Bürger Ende der 8oiger Jahre und die beginnende Zersetzung des Systems mit dem Ende des Mauerfalls und der Grenzanlagen 1989. Es war eine sehr informative und nachdenkliche Veranstaltung, die Spuren bei jedem Besucher hinterlässt. Nach diesem Besuch starteten wir in Richtung Worbis, wo wir in dieser Stadt eine 45-minütige Mittagspause einlegten. Worbis, der Zentralort des Eichsfeldes, früher Kreisstadt mit heute etwa 8.000 Einwohnern, ist baulich sehr gut modernisiert und restauriert. Enorme Finanzmittel aus den alten Bundesländern haben diese notwendigen Baumaßnahmen und den Aufbau einer neuen Infrastruktur ermöglicht. Wir haben uns an diesem 1. Tag überwiegend im thüringischen Eichsfeld aufgehalten und die Geschichte nochmals Revue passieren lassen.
Das Eichsfeld, ein Gebiet etwa so groß wie der Kreis Höxter, mit rd. 45.000 Einwohnern umfasst die Länder Niedersachsen, Thüringen und Hessen. Bis 1803 war dieses Gebiet Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Mainz und hat deshalb an der Katholischen Religion und Tradition festgehalten im sonst protestantischen Umland. Die religiöse Bindung und Festigung hat kurioser Weise in kommunistischer Zeit den glaubenslosen Drängen, Forderungen und Demütigungen standgehalten mit dem Ergebnis, dass die Erziehung und die ärztliche Versorgung, Dank der kirchlichen Einrichtungen, vorbildhaft für die DDR war. Dieses war natürlich den staatlichen Organen zuwider, wenngleich in privaten Dingen, bei Krankheit, von den Funktionären gerne die kirchlichen Einrichtungen in Anspruch genommen wurden.
Nach unserer Mittagspause ging es weiter in Richtung Osten zum Kyffhäuser Gebirge. Das Kyffhäuser Gebirge, ein Höhenzug im flachen Umland, im Grenzbereich Thüringen/Sachsen-Anhalt, ist ein doch für diese Gegend prägendes Mittelgebirge, wesentlich kleiner, und flacher als der Harz, aber doch mit höchsten Erhebungen bis 500 m. Am Fuße dieses Gebirges haben wir in der Jugendherberge Kelbra Quartier bezogen. Vorher, etwa um 16.30 Uhr sind wir ca. 3 km zum Kyffhäuser Denkmal aufgestiegen. Die drückende und schwüle Witterung forderte schon eine ziemliche Anstrengung.

Am Kyffhäuserdenkmal.

Aber nach einer Stunde war das Denkmal erreicht. In einer Zeit der nationalen Erhebung und Denkweise wurde auf diesem Höhenzug, auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Burg aus dem 12. Jahrhundert, in Erinnerung des 1. Staufferkaisers Barbarossa, dieses wuchtige und enorme Denkmal errichtet.
Es war eine Zeit, da viele Denkmäler dieser Art in Deutschland errichtet wurden, als Dank der Gründung des 1. Kaiserreiches unter Wilhelm I. und Bismarck. Natürlich waren hier die nationale Denkweise, die Ausrichtung auf den Kaiser, herausragend, aber auch für die Zeit nicht ungewöhnlich. Traditon des Denkmals, auch anknüpfend an Kaiser Barbarossa, der von den Reichsfürsten zum 1. Kaiser des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt worden war. Kaiser Barbarossa ist auf dem Hinweg ins Hl. Land (Zeit der Kreuzzüge) in einem Fluß in der heutigen Türkei ertrunken. Sein Leichnam wurde nicht überführt.
Das Denkmal zeigt im unteren Drittel in den Sandstein gehauen, den sitzenden Barbarossa mit theatralischer Geste und wallendem Bart Im oberen Drittel, in Kupfer getrieben, Kaiser Wilhelm I. auf einem Pferd sitzend. Das 80 m über dem Sockel herausragende Denkmal wurde 1896 von Wilhelm II. eingeweit. über 250 Stufen kann der obere Bereich des Denkmals erreicht werden. Wir hatten einen herrlichen Blick in die flache Landschaft der goldenen Aue mit Blick zum Ostharz und zum Thüringer Bergland.
Nach diesem geschichtsträchtigen Aufstieg in landschaftlicher Schönheit erreichten wir um 19.00 Uhr unser Quartier. Die Ferien in Thüringen sind zu Ende, vielleicht war dieses auch ausschlaggebend dafür, dass wir 7 Besucher allein die Jugendherberge nutzen konnten. Am Abend unserer Rückkehr vom Berg, war schon alles für einen zünftigen Grillabend vorbereitet. Nach einer belebenden Dusche in der Unterkunft, bereiteten wir uns auf einen geselligen Abend vor. Die gegrillten Würschen und das Fleisch mit Salaten und Brot schmeckte vorzüglich und Helmut Klare trug durch seine Mundharmonikabeiträge zur geselliger Vielfalt bei. Wir haben hier, an diesem warmen Abend, auf der Terrasse gesessen und haben das preisgünstige Thüringer Bier genossen. Leider mußten wir wegen eines heftigen Gewitters unseren Freiplatz verlassen und im Gesellschaftsraum weiter unsere Gemeinschaft pflegen. Bis gegen Mitternacht waren wir hier zusammen und gingen dann nach dem ausgieben Schlaftrunk ins Bett. Bereits am nächsten Morgen, die Sonne schien schon wieder warm, waren wir um 07.30 Uhr am Kaffeetisch und versorgten uns selbst mit einem ausgiebigen Frühstück.

Vor dem Kyffhäuserdenkmal.

Karl Nagel hat den Frühstückstisch schnell verlassen, da er am Vorabend auf dem Denkmalgelände seine Kamera vergessen hat. Er ist den Berg wieder aufgestiegen in der Hoffnung, ein ehrlicher Finder liefert die Kamera ab.
Wir selbst haben noch am Frühstück bis fast 09.30 Uhr gesessen und dann Karl mit dem Auto vom Hochplateau wieder abgeholt. Der hl. Antonius hat Fürbitte geleistet, so dass Karl glücklich strahlend mit seiner Kamera in unseren Bulli einsteigen konnte und wir unsere Fahrt in Richtung Bad Frankenhausen auf der anderen Seite des Gebirges antreten konnten.
Die Fahrt dauerte keine 30 Minuten, so dass wir gegen 10.30 Uhr auf der Anhöhe über der Stadt ankamen und dort das imposante Panorammuseum besuchen konnten. Die Machthaber der damaligen DDR wollten durch dieses Museum in einem Monumentalbau, die blutigen Bauernkriege um 1525, unter Führung des radikalen Reformators Thomas Münzer, in Erinnerung rufen, mit dem sozialistischen Ziel, den Besuchern die Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Obrigkeit, des Adels, vor Augen führen. Deshalb wurde von den damaligen Machthabern ein ca. 1000 qm großes Gemälde, bei dem Maler, Prof. Werner Tübke, in Auftrag gegeben. Der dieses, in derTat beeindruckende und monumentale Gemälde, Ende der achtziger Jahre, kurz vor der Wende, schuf. Dieses Gemälde, auf Leinwand gemalt und gespannt, umfasst den gesamten, oberen Kuppelbereich des Musuems.
Die Vielfalt der Szenen ist ohne fachkundige Führung kaum verständlich und nachvollziehbar. Deshalb haben wir an einer 1-stündigen Führung teilgenommen und uns die Hintergründe dieses Bildes erklären lassen. Es stellt enorm viele mittelalterliche, teils brutale, Szenen von Kriegen und Schlachten dar. Der Besucher und Betrachter muß sich letztendlich sein eigenes Bild, seine eigenen Gedanken hierzu machten.
Das Museum selbst, im sozialistischen „Baustiel“ errichtet, liegt auf dieser Anhöhe, weit ins Land sichtbar, über der Stadt Frankenhausen, wo tatsächlich eine Hauptschlacht der Erhebnung der ländlichen Bevölkerung stattfand. Mangelnde Kriegserfahrung, religiöse Blindheit und fehlende Waffen führten dazu, dass der Landgraf von Hessen und der sächsische Kurfürst, die Gegner vernichtend schlugen, ca.6.000 Tote und weniger als 10 Toten bei dem adeligen Heer.
Unabhängig von dieser Darstellung, dieses Museums, ist dieser Ort, in der Senke bei Bad Frankenhausen, geschichtlich ein tragischer Ort, wo Menschen sich der Unterdrückung des Adels mit einfachsten Mitteln erwehren wollten, und erbarmungslos scheiterten.

Vor dem Panoramamuseum in Bad Frankenhausen.

Diesem Museumsbesuch schloß sich eine Innenstadtbegehung, mit Mittagsrast, in Bad Frankenhausen an. Die Stadt selbst hat baulich gesehen, auf uns nicht den besten Eindruck gemacht.
Hier gilt es noch viel aufzuarbeiten. Die Einwohnerzahl beträgt mit 3 Ortsteilen, etwa 8.500. Am frühen Nachmittag haben wir die Heimfahrt angetreten und zwar zunächst zum Ziel Bad Heiligenstadt, ca. 9o km Richtung Westen, ins Eichsfeld. Diesen Ort erreichten wir um 15.30 Uhr.
Nach einer Stadtbegehung und Besuch der beiden Kirchen, evangelisch und katholisch, haben wir in der Fußgängerzone Kaffee getrunken und dann, 17.00 Uhr, die Heimfahrt angetreten. Wir sind gut durchgekommen und waren um 18.30 Uhr wieder in Bühne Die Gemeinschaft war vorbildlich. Ich glaube, es wird eine feste jährliche Einrichtung werden. Nochmals Dank dem Organisator der Reise, Erhard Fischer.

 

 

von Wilhelm Waldeyer