Ein Bild in der Kirche erinnerte an Bruder Servulus.

Wer sich Filme oder Dokumentationen aus der Zeit des Nationalsozialismus anschaut, wird froh sein, nicht in diesen Jahren gelebt haben zu müssen. Niemand kann von sich mit Bestimmtheit behaupten, welchen Weg er gegangen wäre.
In diesem Regime gab es Täter, Anhänger, Mitläufer und Gegner. Helden aber waren die Männer und Frauen, die sich der Gewalt der Machthaber widersetzten und anderen in Not geratenen Menschen ohne Rücksicht auf das eigene Leben halfen.


Wir können uns glücklich schätzen, einen solchen Menschen aus Bühne ehren zu dürfen. Professor Dr. Karl Hengst wurde von einem Pfarrer aus dem saarländischen Besseringen, wo einstmals das Kloster St. Gangolf seinen Sitz hatte, auf den 70-jährigen Todestag des Kapuzuinerbruders Servulus (Alfons Patermann) aufmerksam gemacht. Da er wusste, dass in der Klus Eddessen mit Joachim Wrede auch ein Kapuziner lebte, setzte er sich mit ihm in Verbindung. Pater Joachim Wrede kannte Alfons Patermann nicht persönlich. Sein Mitbruder Wigbert aber, der das KZ überlebt hatte, konnte ihm von dem Bühner berichten.
Alfons Patermann wurde am 21. Dezember 1901 in Bühne geboren. Er arbeitete als Maschinist auf einer Dampfwalze. Nachdem Alfons ein Buch über den Kapuzinerorden gelesen hatte, war er davon so fasziniert, dass er sein Leben spontan änderte.
Im Jahr 1921 schloss er sich in Münster dem Orden an. Als Bruder Servulus lebte er fortan in verschiedenen Klöstern: Werne, Zell am Hammersbach, Säckingen, Ehrenbreitstein, Bocholt und eben St.Gangolf bei Besseringen. Dort gefiel es ihm besonders gut.
Das Kloster wurde am 30. Dezember 1942 von der Gestapo durchsucht. Es gab Gerüchte, dass Servulus versteckte Juden mit Nahrungsmitteln versorgt hätte. Schließlich fand man einen Sack mit zehn Pfund Mehl. Auf die Frage, woher das Mehl komme, sagte Servulus: „Ich habe den Sack entgegengenommen, aber ich werde keinen guten Wohltäter des Klosters verraten.“
Darauf wurde er zusammen mit dem Bruder Wigbert, der Witze über die Nazis gemacht haben soll, verhaftet. Nach einem Gefängnisaufenthalt in Saarbrücken kam Servulus am 8. März 1943 in das Konzentrationslager Dachau. Wenige Wochen später, am 16. April 1943, starb er. Von offizieller Seite hieß es, er sei an einer Lungenturberkulose gestorben. In Wirklichkeit aber ließen ihn die Nazis nach einer Operation verhungern.
Zu Ehren des Märtyrers wurde am 16. April 2013 ein Gedenkgottesdienst in der Bühner Pfarrkirche durchgeführt. Anschließend bot sich den Besuchern die Gelegenheit, im Pfarrheim weitere Einzelheiten über das Leben des Bruders Servulus zu erfahren.
Pater Joachim Wrede hatte im Klosterarchiv in München geforscht und konnte den interessierten Zuhörern zahlreiche Einzelheiten aus dem Leben des Bühner Bruders vermitteln. Prof. Dr. Karl Hengst und Pfarrer Werner Lütkefend rundeten mit ihren Beiträgen einen Abend ab, der den Zuhörern unvergesslich bleiben wird. Damit die Erinnerung an diesen tapferen Menschen in Bühne weiterlebt, soll künftig in jedem Jahr ein Gottesdienst stattfinden und eine Bronzetafel an der Kirche angebracht werden.

Auf dem Bild von links:
Pastor Raphael Schliebs, Kapuzinerpater Joachim Wrede, Pfarrer Werner Lütkefend,
Professor Dr. Karl Hengst, Diakon Alfons Ebbers, Gemeindereferentin Michaela Schelte.

 

Im Pfarrheim erfuhren die Besucher weitere Einzelheiten über das Leben
des Bruders Servulus.