Steht man mit Kurt Guss im eMail-Austausch, so wundert man sich immer wieder, wann sein Tag beginnt. Im Zeitraum zwischen 4.30 Uhr und 6.30 Uhr erscheinen in der Regel seine elektronischen Mitteilungen. Gewöhnliche Rentner drehen sich in der Zeit noch einmal um und überlegen, was der neue Tag wohl zu bieten hat. Doch Kurt Guss ist von einem gewöhnlichen Leben weit entfernt. Allein schon seine berufliche Titelansammlung löst Staunen und Bewunderung aus.

 

kguss21 1Olha Dunayevska und Kurt GussBei Besuchen in seinem Haus trifft man immer wieder eine Ansammlung von interessanten Menschen. Kürzlich war dies Olha Dunayevska, Linguistin und Associate Professor an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew.
Sie arbeitet zusammen mit Kurt Guss an der englischsprachigen Fortsetzung ihres ersten, in deutscher Sprache erschienenen Buches mit dem Titel „Let‘s keep it simple“. Es geht dabei um das Programm und die Slogans der Anonymen Alkoholiker.

Kurt wird auf der Titelseite dieses Buches „Kurtovych“ genannt. Dazu muss man wissen, dass sein Namensgeber und Vater mit dem Namen Kurt 1943 bei Dolgenkaja nahe Isjum in der Ukraine gefallen ist. Kurtovych bedeutet also schlicht und ergreifend nichts anderes als „der Sohn von Kurt“.

Die harmonische Zusammenarbeit einer Ukrainerin und eines Deutschen zeigt, dass die Nachkommen der erbitterten Feinde von einst durchaus die Lehren aus dem Krieg gezogen haben und nichts anderes als Frieden wollen. Diese Bereitschaft dazu ist in dem Fall bei dem Gast aus der Ukraine aber noch höher zu bewerten. Schließlich waren es doch die Deutschen, die in ihrem Wahn, die Welt zu beherrschen, ein unschuldiges Land wie die Ukraine grundlos überfielen und mit ihren SS-Schergen ein unvorstellbares Leid an der Zivilbevölkerung und den dort lebenden Juden verursachten. Babyn Jar, ganz in der Nähe von Kiew gelegen, ist als Ort des grausamen Geschehens ein trauriges Beispiel dafür.

kguss21 2Olha Dunayevska erwies sich im Gespräch als äußerst sympathische Mitarbeiterin des Bühner Professors. Sie gab auch einen Einblick in die Lebensverhältnisse ihrer ukrainischen Heimat. Ob man will oder nicht, der Wohlstand unseres Landes ist fast schon beschämend, wenn man im Vergleich dazu feststellt, dass sich die Lebensbedingungen zu Ungunsten der Ukraine dramatisch unterscheiden. So nennt sie unser Land nicht Deutschland oder Germany, sondern Wonderland.

Jedenfalls war zu erkennen, wie gern sie hier in Deutschland zu Gast ist und die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit mit Kurt Guss genießt. Doch auch allgemeine Themen fanden ihr Interesse. So kann zur Beruhigung aller Boxfans bemerkt werden, dass Olha Dunayevska die Arbeit des Kiewer Bürgermeisters und ehemals in Deutschland lebenden Box-Weltmeisters Vitali Klitschko durchaus zu schätzen weiß. Der augenblickliche Regierungschef Wolodymyr Selenskyj ist allerdings in ihrer persönlichen Bewertungsskala ganz weit unten angesiedelt.

Kurt Guss hat schon viele Bücher geschrieben. Sie an dieser Stelle einzeln aufzuzählen und zu besprechen, ist kaum möglich. Sein wichtigstes persönliches Buch hat den Titel „Leer gesoffen“. Eine schonungslose Auseinandersetzung mit seinem Leben als Alkoholiker und die glückselige Befreiung aus dieser Qual.

Die aus Bühne stammende Journalistin Marilis Kurz-Lunkenbein hat sich in einem bemerkenswerten Portrait auch mit dieser Seite des Bühner Wissenschaftlers beschäftigt und uns die Erlaubnis zur Veröffentlichung an dieser Stelle erteilt. Vielen Dank dafür!

DerDom / Thema / Aktuelles
Durch Gottes Gnade vom Alkohol erlöst
Ein Akademiker beschreibt schonungslos seinen langen Weg aus der Sucht
veröffentlicht am 19.05.2017

Über diesen Link gelangen Sie zu dem Artikel auf der Internetseite "DerDom.de".

Marilis Kurz-Lunkenbein beschrieb das Leben in diesem mehr als gelungenen und lesenswerten Bericht bis zum Jahre 2017.
Danach begann ein neues und interessantes Kapitel in seinem Leben.

kguss21 6Die Beziehung zur jüdischen Wissenschaft resultierte aus seinem Studium. Der Ordinarius für Psychologie in Münster hieß Wolfgang Metzger, der als bekanntester Schüler von Max Wertheimer schließlich der Doktorvater von Kurt Guss werden sollte.
Er brachte ihm die Gestalttheorie als wissenschaftliche Theorie näher.

In den zwanziger- und dreißiger Jahren pilgerte man nach Deutschland, um von den führenden wissenschaftlichen Vertretern der Gestalttheorie zu lernen. Von den sieben Herausgebern der »Psychologischen Forschung« waren allein fünf Juden.
Beschäftigt man sich intensiver mit diesem Thema, dann wird einem erst vollends bewusst, wie sehr die Nazis mit ihrem Verfolgungswahn dem deutschen Volk schadeten: Ob in der Wissenschaft, Technik, Medizin, Musik oder Kunst, überall vertrieben oder ermordeten sie die klügsten und produktivsten Köpfe ihrer Zeit. Hier einige Beispiele von bedeutenden Juden aus verschiedenen Zeitepochen:

Magnus Hirschfeld, Franz Werfel, Gustav Mahler, Albert Einstein, Alfred Adler, Artur Rubinstein, Sigmund Freud, Franz Kafka, Heinrich Heine, Karl Marx, Martin Buber, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Oppenheimer, Max Wertheimer, Ernst Bloch,Kurt Weill, Hanna Arendt, Kurt Tucholsky, Jaques Offenbach, Leo Baeck, Walter Rathenau, Paul Ehrlich, Marcel Reich-Ranicki, Kurt Landauer, Arik Brauer, Else Lasker-Schüler, Ferdinand Lassalle.

Winston Churchill sagte 1940: „Seit die Deutschen die Juden aus Deutschland vertrieben haben und dabei ihr eigenes technologisches Niveau gesenkt haben, sind wir ihnen wissenschaftlich voraus.“

kguss21 5Zurück zu Prof. Dr. mult. Kurt Guss: Mit seinem Freund und Studienkollegen Eckart Koellreutter führte er einen therapeutischen Dialog über die Verstrickungen ihrer Vorfahren in der Nazizeit.
Beide Väter waren im Krieg gefallen. Der Großvater Koellreuters war ein bekannter und überzeugter Staatsrechtler und begeisterter Nationalsozialist im dritten Reich. Eckart hatte große Schwierigkeiten mit dieser Hypothek und wandte sich an Kurt: „Ich werde damit nicht fertig und muss mir etwas von der Seele schreiben.“ Fortan schrieben sie sich eMails, die schließlich in dem Buch „Suoma - Zwei Kriegskinder sprechen über Schuld und Versöhnung“ ihren Niederschlag fanden.
Nach dem Buch kamen sie zu der Erkenntnis, dass sie selbst auch noch persönlich etwas tun müssten, um sich von den Gedanken an die fürchterlichen Geschehnisse dieser Zeit zu befreien.

Kurt erinnerte sich, wie seine Mutter oft von ihrer jüdischen Freundin mit dem Namen Tüngerthal sprach und sagte, diese sei dann »abgeholt« worden (welch ein banales Wort für einen so fürchterlichen Vorgang). Er schrieb seinem Freund Eckart, dass er mit dem Foto dieser Frau in eine Synagoge gehen und in diesem jüdischen Gotteshaus um Vergebung beten möchte.
In der Paderborner Synagoge traf er Alexander Kogan,freundete sich mit ihm an und besuchte gemeinsam mit ihm den Bühner Judenfriedhof.
Alexander Kogan ist der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde in Paderborn. Die erschütternden Shoa-Erlebnisse seiner Tante Esterka Margolis wurden mit der Hilfe Kurts niedergeschrieben und sind im Verlag der Ostwestfalen-Akademie erschienen.
Diese Geschichte steht übrigens jetzt in der Deutschen Nationalbibliothek.

Hier noch einige Zitate aus der Broschüre „Erkennen und Benennen“ aus dem Workshop der SGH Hexenteichgruppe:

Solange wir „unser Goethe“ und „unser Beethoven“ sagen, müssen wir auch sagen: „unsere Konzentrationslager“. Selbst wenn wir es nicht begreifen können, und vielleicht niemals begreifen werden-vergessen dürfen wir es deshalb nicht! - - -
kguss21 3Judenfriedhof und ehemaliges JagdrevierDass wir uns intensiv mit unserer Vergangenheit auseinandergesetzt haben, bestreite ich. Und weil wir das nicht getan haben, wird noch eine Menge Unheil auf uns zukommen. Wer fragt sich, warum immer weniger Juden in Deutschland leben wollen?
Wir können nichts „wieder gut machen“, aber wir können und müssen die Erinnerung an diese unmenschlich-menschliche Katastrophe aufrechterhalten. Es gibt schon zu viele Menschen, die fordern, es müsse endlich Schluss sein mit der „ewigen Erinnerung und den Schuldbekenntnissen“. - - -
Unglaublich, dass ein Politiker der AfD die Holocaust-Gedenkstätte in Berlin als „Mahnmal der Schande“ diffamieren kann, ohne das ihm der Prozess gemacht wird.

Der Judenfriedhof liegt in einem Jagdbezirk, in dem ich dem Suff und der Jagd nachgegangen bin, und zwar in dieser Reihenfolge. Drei Jahrzehnte lang! Während all der verlorenen Jahre habe ich den Judenfriedhof gesehen, bin unzählige Male ungerührt an ihm vorbeigestrunkelt. Der Gedanke, dort um Vergebung für die furchtbaren Verbrechen zu bitten, welche das Volk der Deutschen dem Volk der Juden angetan hat, ist mir dabei kein einziges Mal in den Sinn gekommen. Dort zu beten, Blumenschalen abzustellen und Kerzen anzuzünden, wäre mir in meinem alten Leben auch nicht im Traum eingefallen.

Leserbrief von Kurt Guss

Hoch zu loben ist das Engagement von Irmgard Heuel und ihrer Bürgerinitiative gegen das gefährliche Vergessen der deutschen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Beim Verlegen der neuen Stolpersteine am vergangenen Donnerstag ist einigen Teilnehmern die Abwesenheit von offiziellen Vertretern der Stadt und der etablierten Kirchen aufgefallen. Manch einem ist das nicht nur aufgefallen, sondern auch aufgestoßen und etliche Teilnehmer mögen diesen Umstand als beschämend empfunden haben. Ich gebe aber zu bedenken, dass Politik und Kirche an Weiberfastnacht mit weitaus wichtigeren Dingen beschäftigt sind als mit der Erinnerung an deutsche Verbrechen und an die sechs Millionen Opfer deutscher Feigheit, Unbarmherzigkeit und Grausamkeit.

Abgesehen davon meine ich: die Vertreter der Kirchen beweisen mit ihrer demonstrierten Abwesenheit eine beachtliche Prinzipientreue: zur Zeit der Nazis haben sie sich nicht auf die Seite der verfolgten und drangsalierten Juden gestellt und heute tun sie es ebenso wenig.
Dass keine offiziellen Vertreter der Stadt Warburg beim Verlegen der Stolpersteine in Erscheinung getreten sind, finde ich durch und durch nachvollziehbar. Als Folge einer Reihe von politischen Fehlentscheidungen gibt es immer weniger Juden in Deutschland und dementsprechend weniger Geist und Kultur. Das jüdische Wählerpotential ist mittlerweile derart geschrumpft, dass es im politischen Kalkül keine Berücksichtigung mehr findet.

Ein schwacher Schimmer der Hoffnung leuchtet aus den Fenstern der Gymnasien. Deren Leiter und Fachlehrer konnten etliche Schüler zur aktiven Auseinandersetzung mit den schrecklichen, nicht verjährten und nie zu verjährenden Verbrechen anregen, die das Volk der Deutschen gegen das Volk der Juden begangen hat. Eine Schülergruppe erwähnte dabei ein Rechtsgut, über das unsere Verfassung verkündet, es sei „unantastbar“: „Die Würde des Menschen“. Beim schwergewichtigen Wort „Würde“ fällt mir immer die schöne Definition des jüdischen Schriftstellers Kurt Tucholsky ein: „Würde ist der Konjunktiv des deutschen Seins.“ (Erschienen im »Westfalen-Blatt«, 06.03.2019.)

Prof. Dr. mult. Guss erwies sich im Gespräch als tief religiöser Mensch, allerdings nicht im kirchlichen Sinne. Er steht den Überzeugungen des Paderborner Publizisten Eugen Drewermann nahe. Bei seinem täglichen Lauf durch die Bühner Wälder betet er stets das „Vater unser“ in der ukrainischen Sprache.

Sein Gebet Nr. 2 ist das Lieblingsgebet der Anonymen Alkoholiker
Gebet für den Frieden (Hl. Franz von Assisi)
Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Als drittes Gebet hat er sich den Psalm 23 ausgewählt:

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des HERRN immerdar.

 

 

Das Leben und Wirken von Prof. Kurt Guss ist so umfangreich, dass die weiteren Aktivitäten hier mit Links dargestellt werden.

http://www.ostwestfalen-akademie.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Guss

http://www.gestalttheory.net/cms/index.php?page=kurt-guss

https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-hoexter/borgentreich/kurt-guss-aus-buhne-leitet-neuen-verlag-1365240

Heimat-Projekt "Jüdischer Friedhof Bühne" (pdf 4,2 MB)

 

Auch seine Frau Ursula genießt die herrliche Natur unserer heimatlichen Umgebung.
Damit der Blick darauf wieder ungetrübt sein kann, wendet sie sich hiermit an die verantwortlichen Bürger:

kguss21 4Haus in Bühne Ostwestfalen-AkademieUnser schöner Wald

In Bühne gibt es einen sehr schönen Wald, der zur Erholung der Menschen und Tiere dienen kann und daher sorgfältig behandelt werden muss. Nachdem der Sturm die Fichten umgepustet hatte, wurde aufgeforstet und man kann sich einer Vielfalt von Pflanzen erfreuen und viele Tiere haben hier ihr zu Hause.

Viele Besucher führen auch ihre Hunde mit. Die meisten Hundebesitzer halten ihr Tier auch an der Leine, aber die Hinterlassenschaften der Hunde werden von einem Teil der Hundeliebhaber nicht ordnungsgemäß entsorgt. Die von der Stadt aufgestellten Abfallbehälter sind nicht da, wo der Hund gerade muss. Er darf dann entweder mitten auf den Weg machen oder auch an den Wegesrand oder sogar in die Neuanpflanzung. Das sei alles „reine Natur“ wie ich hörte.

Auch Bonbonpapiere („die weht der Wind weg“), Tempotaschentücher („die vergehen!“), Slipeinlagen und massig hochgiftige Kippen tummeln sich auf den Wegen. Neuerdings hilft auch ein Pferdebesitzer den schönen Wald zu verzieren: riesengroße schwarze Haufen sorgen überall für Aufsehen.

Aber auch für Bauschutt wird gesorgt, Strauchschnitt (unverrottbarer Kirschlorbeer z. B.) und Efeu mit Wandfarbe kann man finden. Die Hauptsache, man ist das Zeug los und die Tonne bleibt sauber, falls man überhaupt eine hat. Der kleine Bach ist gar nicht mehr sichtbar; er wird von Gartenunrat in erheblichem Ausmaß versteckt. Schade!

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