Ende des vergangenen Jahres hat Leonhard Meier Bühne verlassen und ist mit seiner Frau in die Nähe seines Sohnes nach Hamburg gezogen. Durch den Verkauf seines Hauses hat er die Zelte in Bühne abgebrochen. Leonard Meier war seit seiner Kindheit in Bühne sportlich aktiv, war mehrere Jahrzehnte bis zur Schließung Schulleiter der Grundschule und über sehr viele Jahre für die Ortschronik sowie diese Bühner Internetseite zuständig. Hier erfolgt ein Blick auf sein (Bühner) Leben:
Der kleine Leo wurde 1948 in Bühne geboren, wuchs hier auf und ging von 1954 bis 1958 in die Bühner Volksschule (später die Grundschule, die er leitete). Danach wechselte er, was damals noch eher die Ausnahme war, zum Gymnasium nach Warburg. Nach der Bundeswehrzeit in Wildeshausen studierte er zunächst Soziale Arbeit in Dortmund, danach machte er ein Lehramtsstudium an den Pädagogischen Hochschulen in Göttingen und Dortmund. Nach dem 1. Examen 1976 schloss sich die 2. Ausbildungsphase am Lehrerseminar in Unna an.
Als frisch examinierter Grund- und Hauptschullehrer gab es für ihn die Wahlmöglichkeiten der Schulbezirke Dortmund, Unna und Höxter. Da der Kreis Höxter schon immer wenig begehrt war, wurde er dorthin zugewiesen. Die konkrete Zuteilung lag in den Händen des Schulamtes des Kreises Höxter. Er rechnete mit der Hauptschule Borgentreich, jedoch wurde er zur Sonderschule nach Lütmarsen geschickt. Danach erfolgte eine Versetzung zur Grundschule nach Höxter und darauf folgend zur Grundschule nach Herstelle mit der Filiale in Würgassen. Dort hat er seine Frau Barbara kennengelernt und 1981 geheiratet. 1982 wurde ihr Sohn Marcus geboren. Seit 1990 bis zur Pensionierung 2013 war er Rektor der Grundschule in Bühne.
Der Schulleiter Leonard Meier
Die Balance zwischen dem in Bühne aufgewachsenen Privatmenschen Leo und dem Schulleiter Meier war nicht ganz einfach. Seine Studienfreunde aus der Stadt meinten, er müsse wahnsinnig sein, so etwas zu machen. Doch er hat es überlebt. Als der Schulrat am Ende seiner aktiven Zeit Bilanz zog, war er wohl mit seiner Arbeit zufrieden: „Sie als Schulleiter haben in Bühne während Ihrer Jahre so selbstständig und gut gearbeitet, dass wir als Schulaufsichtsbehörde nie Probleme mit der Bühner Schule hatten.“ Wer sich ein wenig in diesem Umfeld auskennt, der weiß, dass dieses Kompliment durchaus eine Bedeutung hat.
Dabei übernahm Leonard Meier acht Jahre nach Ende des Schulstreits/Schulstreiks die Grundschule Bühne, die damals im Wesentlichen von Kindern aus Bühne besucht wurde, in einer schwierigen Zeit. Die auch zum Schulbezirk gehörenden Kinder aus Manrode und Muddenhagen gingen nach Borgentreich zur Grundschule. Die Gesamtschülerzahl bewegte sich schon seit einigen Jahren zwischen 60 und 70. Auch wenn in den späteren Jahren wieder Kinder aus Muddenhagen und Manrode nach Bühne zur Grundschule kamen, konnte die Schülerzahl mangels Geburten nur vorübergehend auf gut 80 gesteigert werden. Häufig war der Schulleiter Meier daher gefordert zur Erreichung des Klassenfrequenzmindestwertes zwei Klassen formal zu einer zusammenzulegen, was zur Sicherstellung entsprechenden Unterrichts jedoch besonderer Anstrengungen bedurfte. Die Schulaufsicht akzeptierte über Jahre und Jahrzehnte diesen Zustand, forderte letztlich aber doch die dauerhafte Erreichung des Klassenfrequenzmindestwertes von 18 je Jahrgang ein. So kam es auslaufend zum Aus der Grundschule im Jahre 2013. Schon im Jahre 2007 konnte eine Umwidmung der Bühner Grundschule zum Teilstandort der GS Borgentreich noch abgewendet werden, zumal 83 Kinder die Grundschule besuchten.
Trotz dieser erschwerten Arbeitsbedingungen war es für Leonard Meier eine Selbstverständlichkeit, seinen Schülerinnen und Schülern neben dem „normalen“ Unterricht einen interessanten und abwechslungsreichen Schulalltag zu bieten. Die Teilnahme an den Stadtfesten, an den Seniorennachmittagen in der Alsterhalle mit gestaltetem Programm und am Martinsumzug gehörten ebenso zum jährlichen Repertoire wie Kartoffelbraten, Besuch von auswärtigen Theateraufführungen, Schlittschuhfahren und Besuch von Eissporthallen. Auch wurden unter seiner Leitung Teilnahmen an Wettbewerben etabliert bzw. weitergeführt. Dazu gehört der Plattdeutsche Lesewettbewerb mit einem Schulsieg ebenso wie die erfolgreichen Teilnahmen an den Fußball-Kreismeisterschaften. Dazu trug auch die unter seiner Regie geführte Fußball-AG bei. Innerörtliche Unterrichtsgänge sowie Exkursionen und Klassenfahrten zu verschiedenen Zielen bereicherten das Schulleben nicht weniger.
Seiner Initiative entsprangen auch die durchgeführten Waldjugendspiele an der Klus, die einmal jährlich unter Beteiligung der umliegenden Grundschulen durchgeführt wurden: Anhand eines von ihm entworfenen kindgemäßen Fragebogens zu Bäumen, Tieren und Besonderheiten im Wald, der mit dem Förster abgesprochen war, hatten die Schülerinnen und Schüler verschiedene, vorher präparierte Stationen im Wald zu durchlaufen. Die Kinder der 4. Grundschulklassen waren dabei hoch motiviert und freuten sich schon lange Zeit vorher auf diesen Tag.
Als sportbegeisterter Lehrer oblag Leonard Meier auch mehrfach die Durchführung von kreisweiten Lehrerfortbildungsveranstaltungen. Seine Themen waren „Motivation und Freude am Sport durch verschiedene Bewegungsspiele vermitteln“ und „Technik und Taktik beim Fußball und Hockey“.
In seine Zeit als Schulleiter fiel auch der Bau der Bühner Schulsporthalle, heute Helmut-Simon-Halle, die nach Fertigstellung 1995 ideale Möglichkeiten für den Schulsport eröffnete. Auch durch die Anschaffung von Sportgeräten, Tischtennisplatte und weiteren Spielgeräten erhöhte Leonard Meier die Attraktivität der Schule. Unterstützung erfuhr er dabei durch verschiedene Institutionen und den Förderverein. Nicht zu vergessen ist, dass auch dem digitalen Wandel durch die Errichtung eines Computerraumes Rechnung getragen wurde.
Leonard Meier war es immer wichtig, dass sich die Eltern stets auf die Schule verlassen konnten und der Stundenplan eingehalten wurde. Seine robuste Gesundheit half ihm dabei. Bis zu seinem letzten Jahr hatte er überhaupt keinen krankheitsbedingten Ausfall zu verzeichnen. Doch dann wurde nach einem Schwächeanfall in der Schule ein Krankenwagen gerufen. Als der mit ihm Richtung Ortsausgang fuhr, ging es ihm schon wieder besser und er wollte ganz gerne aussteigen. Die Sanitäter nahmen ihn aber mit ins Krankenhaus, dort wurde er durchgecheckt und ihm wurden schließlich doch drei Krankheits-Fehltage in den 23 Bühner Jahren beschert.
Die Kolleginnen und Kollegen von Leo Meier arbeiteten gern an der Bühner Schule. Dabei gefiel ihnen die angenehme Atmosphäre, der unbürokratische Alltag mit den kurzen Wegen und die spontanen Möglichkeiten, ihre pädagogischen Ziele auch an außerschulischen Standorten problemlos verwirklichen zu können. So freute es den Schulleiter Meier sehr, dass die Schule bei den Vergleichsarbeiten mit guten bis befriedigenden Ergebnissen abschnitt. Unterstützung erfuhr er als Schulleiter während seiner gesamten Amtszeit vor Schulauflösung durch Elisabeth Rengel, die schon einige Jahre vor ihm an der Schule unterrichtete. Langjährige Wegbegleiterinnen waren ansonsten bis zu ihrer Pensionierung 1998 Annelie Seulen und später bis zur Auflösungsphase Elke Becker-Lenz Frau Petra Hanewinkel. Daher war die Schulschließung im Jahr 2013 ein trauriger Tag für Leo Meier, für Bühne und die Kinder, die nicht mehr vor Ort zur Schule gehen konnten. Er hofft sehr, dass eines Tages in Bühne wieder eine Schule eröffnet wird und ihm damit der traurige Ruhm erspart bleibt, als (zeitlich) letzter Schulleiter des Dorfes zu gelten.
Sport im Leben von Leo Meier
Leo Meiers besondere Leidenschaft war von frühester Kindheit an der Sport in allen Facetten. Die Kinder in den fünfziger Jahren wuchsen in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen auf. Schon bei seiner Einschulung setzte Leo seinen größten Wunsch nach den schwarz-gelben Kniestrümpfen durch und präsentierte sie stolz der Öffentlichkeit. Die Strümpfe hatten eine große Ähnlichkeit mit den Stutzen der von ihm bewunderten Spieler des FC Bühne. In der Zeit war er ständiger Besucher des Sportplatzes am Potten.
Die Schwarz-Gelben seines Heimatvereins waren für ihn das Maß aller Dinge. Einmal so ein Trikot oder richtige Fußballschuhe zu tragen, das war sein Traum in dieser Zeit. Wenn ein Ball ins Aus getreten wurde, lief er so schnell es ging hinterher, schnappte sich ehrfürchtig den für ihn berühmten Spielball und schoss ihn mit seinem linken Fuß ins Feld. Auf diese Art und Weise fühlte er sich als Mitglied der Mannschaft seinen Idolen ganz nah.
Ein Vierteljahr nach seiner Einschulung im Frühling fand im Berner Wankdorf-Stadion das Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Ungarn und Deutschland statt. Als der Radioreporter Herbert Zimmermann sein berühmtes „Aus, aus, aus, Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit 3:2 Toren“ ins Mikrofon schrie, rannte er vor Begeisterung raus, übersah die Deelentür und holte sich eine weltmeisterliche Beule.
Mit 13 Jahren ging 1961 sein Traum endlich in Erfüllung. Er durfte voller Stolz das weinrote Trikot der Bühner Jugendmannschaft tragen. Selbst verfasste Spielberichte aus der damaligen Zeit zeigen auf, dass er schon damals gerne über diesen Sport schrieb. Kurios ist allerdings, dass er nicht die Vor-, sondern die Nachnamen nannte. Dieses las sich z.B. so: Die Bühner Jugendmannschaft eilt von Sieg zu Sieg. Am Sonntag musste wieder einmal ein Gegner „den roten Teufeln vom Potten“ (er hatte gerade über Fritz Walters „rote Teufel vom Betzenberg“ gelesen) den Sieg überlassen. Das letzte Tor wurde so beschrieben: Torwart Hengst schlug den Ball zum linken Läufer Krull. Der leitete den Ball weiter zum Halblinken Meier. Dessen Vorlage verwertete Links-außen Dierkes zum 4:2 Erfolg der Bühner Jugendmann-schaft. Bis zum Ende als knapp 50-jährigem Fußballer in der Bühner Altherren-mannschaft sind ihm viele schöne Erinnerungen rund um den heimatlichen Fußball geblieben.
Die Liebe zum Sport begleitete ihn sein Leben lang. So war er begeistert, dass ihm nach der Musterung vorgeschlagen wurde, seine Zeit der Wehrpflicht bei den Fallschirmjägern ableisten zu können. Er kam zum Fallschirmjägerbataillon nach Wildeshausen, den Springerlehrgang absolvierte er im bayerischen Schongau-Altenstadt. Für seine Zeit bei der Bundeswehr war es ungemein wichtig, diesen Lehrgang zu bestehen. Denn wer durchfiel, weil er den Sprung vom Turm verweigerte oder am Pendel den Landefall nicht sauber beherrschte, ging in einem Fallschirmjägerbataillon durch die Hölle. Er durfte das äußerlich sichtbare Springerabzeichen nicht tragen und galt künftig als Versager. So waren vor allen Dingen ranghöhere Zeitsoldaten, die es nicht geschafft hatten, dem Spott der „Kameraden“ ausgesetzt. „Von Memmen lasse ich mir gar nichts sagen“, dieser Spruch war mehrmals zu hören. Wie sehr aber verschiedene Lebensabschnitte auch Verhaltensweisen verändern, kann an seinem Beispiel nachvollzogen werden. Während er bei seinen Sprüngen im jugendlichen Alter nur eine geringe überwindbare Angst verspürte, würde er jetzt mit seinen 75 Jahren um keinen Preis der Welt mehr aus so einem Flugzeug springen.
Auch den Bühner Schulkindern wurde durch Leo Meier die Lust zur Bewegung gern vermittelt und vorgelebt nach dem Motto: „Wer sich bewegt, lernt leichter und kann sich besser konzentrieren.“ Schlittschuh, Rollschuh, Fußball, Hockey, Völkerball, Tischtennis, Basketball oder Wandern - diese Bewegungssportarten gehörten mit einem sich nur zu gerne selbst beteiligenden Schulleiter zum festen Repertoire der Schule. Ein jährlicher Besuch in der Eishalle in Kassel oder in Beverungen gefiel den Kindern auch sehr. Sein Wunsch nach einem Eishockey-Spiel mit den Schulkindern wie in seiner eigenen Kindheit auf dem Burg- oder Spiegelteich blieb leider unerfüllt. Die überwiegende Anzahl der Kinder hatte keine eigenen Schlittschuhe mehr. Doch die Schlittenfahrten in Schwertels Wiese oder am Hohen Berg stießen auch auf allgemeine Zustimmung.
Da er sich an der Schule sehr wohl fühlte und der Fußballsport sein großes Hobby war, wollte er den Kindern seiner Heimatgemeinde gern auch etwas zurückgeben. So bot er außerhalb des Stundenplanes eine Fußball AG an. Diese AG war sehr erfolgreich. Im Jahr 2004 gab es erstmals eine Kreismeisterschaft der Schulen. Bis zur Auflösung im Jahr 2013 nahm die KGS Bühne mit 6 Titeln, einer Vizemeisterschaft und einem vierten Platz eine absolute Spitzenstellung unter den Schulen im Kreis Höxter ein.
Ehrenämter in Bühne
Obwohl er sich sportlich immer gern einbrachte, gehörten Funktionärsarbeiten nicht gerade zu seinen Leidenschaften. Trotzdem war er lange Jahre in der Blütezeit dieses Vereins Vorsitzender des Tennisclubs. Viel lieber aber spielte er selbst in der Mannschaft aktiv mit. Mit 22 Jahren war er über eine Wahlperiode von zwei Jahren sogar selbst erster Vorsitzender des FC Bühne. Er kritisierte den alten Vorstand, weil der zu wenige Pokalturniere im Sommer organisierte. Gekränkt zog sich darauf der gesamte Vorstand zurück und überließ den jungen Leuten die Verantwortung. Da er nur an den Wochenenden in Bühne war, gab es nach den zwei Jahren aber ein „Nein“ auf Fragen einer Verlängerung des Amtes.
In seiner späteren Zeit, als er auch beruflich in Bühne tätig war, engagierte er sich wieder vielfältig. Beim FC Bühne arbeitete er über einen langen Zeitraum im Vorstand mit, schrieb viele Artikel für die Zeitung und verfasste zum 75-jährigen Jubiläum die Vereinschronik.
Im Ortschaftsbeirat des Dorfes war er 20 Jahre lang vertreten. Dort setzte er sich für die Interessen der Bewohner des Ortes ein. Die Bühner Ortschronik übernahm er auf Bitten des damaligen Ortsvorstehers Helmut Simon ab 1990 und schrieb sie nach dessen Tod bis zum Jahr 2016 weiter.
Im Jahr 2001 wurde in einer Ortschaftsbeiratssitzung auf Nachfragen von Heinz Krawinkel angemerkt, dass es in anderen Dörfern eine Homepage gäbe, in Bühne aber nicht. Leonhard Meier wurde aufgefordert, diese Lücke zu schließen. Als Administrator und IT-Fachmann konnte der ebenfalls in Bühne wohnende Thomas Engemann gewonnen werden. In endlosen Arbeitssitzungen wurde der technische und inhaltliche Rahmen für diese Bühner Piunseite erstellt. Leonhard Meier besuchte jahrelang nahezu alle Veranstaltungen in Bühne, fotografierte und schrieb die Texte. Dann traf er sich mit Thomas Engemann in der Schule, um am Schulverwaltungs-computer die Seite zu aktualisieren. Mit fortschreitender Digitalisierung konnte die IT-Arbeit an den Heimcomputer verlegt werden. Diese zeitintensive Tätigkeit führte Leonard Meier bis 2016 zusammen mit der Erstellung der Ortschronik aus. Dann gab er diese Aufgabe auf und wurde dafür auch mit dem Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung Gliedervermögen ausgezeichnet.
Nach dem Wechsel im Amt des Ortsvorstehers 2020 wurde er noch einmal gebeten, monatliche Beiträge selbst zu verfassen und andere zur Internetveröffentlichung aufzubereiten. Diese Aufgabe erledigte er noch bis zu seinem Umzug im Dezember. Am Ende des letzten Dezemberbeitrags verabschiedet er sich selbst. In diesen Tagen begeht er seinen 75. Geburtstag, zu dem wir ihm gratulieren und alles Gute wünschen.